TAG DER CLUBKULTUR 2021: Visionen für die Clubkultur von morgen

Der Sommer der Clubkultur, der auf den Außenflächen der Clubs und den Freiflächen von DRAUSSENSTADT gerade erst begonnen hat, wird von einer weiteren positiven Nachricht begleitet: Der TAG DER CLUBKULTUR wird als Preis und Zeichen der Wertschätzung für die Szene in diesem Jahr erneut stattfinden. Nach der Zeit der Pause und des Umbruchs bietet der TAG DER CLUBKULTUR 2021 Clubs und Kollektiven der Stadt Gelegenheit dazu, gemeinsam die Clubkultur von morgen zu denken.

Von links nach rechts: Sascha Disselkamp (Betreiber Sage Club), Katja Lucker (Geschäftsführerin des Musicboards Berlin), Lewamm ‘Lu’ Ghebremariam, (Mitglied des Kuratoriums TAG DER CLUBKULTUR), Katharin Ahrend (Leiterin Awareness Akademie Clubcommission), Marcel Weber (Geschäftsführer Schwuz), Klaus Lederer (Senator für Kultur und Europa des Landes Berlin), Lutz Leichsenring (Pressesprecher Clubcommission).

Um in existenzbedrohenden Zeiten ein deutliches Signal für die Vielfalt und Bedeutung der Berliner Clubkultur zu senden, wurde im vergangenen Jahr der TAG DER CLUBKULTUR ins Leben gerufen. Ein Kuratorium wählte insgesamt 40 Clubs und Kollektive aus, die am 3. Oktober 2020 mit je 10.000 Euro für ihr bisheriges Engagement und kulturell und künstlerisches Profil in der Stadt ausgezeichnet wurden. Auf Initiative der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und der Clubcommission und in enger Zusammenarbeit mit dem Musicboard Berlin wird es dieses Jahr eine Fortsetzung des TAGES DER CLUBKULTUR geben.

Mit der Aufhebung des Tanzverbots und dem Beginn der Initiative DRAUSSENSTADT wurde der SOMMER DER CLUBKULTUR eröffnet, der mit zahlreichen Begleitaktivitäten bis zum TAG DER CLUBKULTUR am 3. Oktober 2021 stattfinden wird. Während der Fokus des TAGES DER CLUBKULTUR im vergangenen Jahr darauf lag, die Notsituation und Bedeutung der Berliner Clubs und Veranstalter:innen zu verdeutlichen, zielen die Aktivitäten in diesem Jahr darauf ab, den Blick voller Optimismus auf die Wiederbelebung der Berliner Clubkultur zu richten – sowohl unter freiem Himmel als auch in den Clubs unter Einhaltung der Hygienevorschriften.

Der PREIS DER CLUBKULTUR wird im September verliehen. Im Vordergrund der Auszeichnung stehen das Engagement sowie die künstlerische Qualität der Arbeit der Clubs und Kollektive während der Pandemie sowie ihre Zukunftsvisionen darüber hinaus. Beiträge können im gesamten Juli eingereicht werden. Für den PREIS DER CLUBKULTUR hat sich ein Kuratorium gebildet, das aufgrund der Kompetenzen der Mitglieder die Vielfalt der Berliner Clubkultur repräsentiert. Dieses sichtet und diskutiert Einreichungen, um anschließend die eingereichten Anträge nach festgelegten Kriterien zu bewerten und die Auswahl der Preisträger:innen vorzunehmen. Das Kuratorium besteht in diesem Jahr aus DJ Gigola, Lewamm “Lu” Ghebremariam, Pansy, Volkan Ağar und Whitney Wei.

Neben den 40 Preisen wird dieses Jahr zusätzlich ein Sonderpreis verliehen, der im besonderen gesellschaftspolitisches Engagement von Initiativen und Kollektiven aus der Clubkultur auszeichnet. Das Preisgeld für den Sonderpreis wird durch die Spendenaktion “Miss You” der Fotoagentur Ostkreuz bereitgestellt.

Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa des Landes Berlin
“Wir haben den TAG DER CLUBKULTUR in erster Linie als eine Form der Nothilfe, Unterstützung und Anerkennung ins Leben gerufen. Gleichzeitig möchten wir mit dem Tag deutlich machen, dass Clubkultur mehr ist als nur Tanzen. Clubs sind in vielfacher Hinsicht Freiräume und nicht nur Anziehungspunkt für die tanzwütigen Scharen. Sie sind auch Safer Spaces und Kulturorte über die Genres und über Branchen hinweg. Deswegen ist es klasse, dass wir den TAG DER CLUBKULTUR zum zweiten Mal veranstalten können und es ist meine Hoffnung, dass zum 3. Oktober auch schon wieder Veranstaltungen in Innenräumen möglich sind.”

Katharin Ahrend, Leiterin Awareness Akademie Clubcommission:
ZUM TAG DER CLUBKULTUR 2020 konnten wir an 50 verschiedenen Veranstaltungsorten, mit 28 Clubs sowie 22 Kollektiven und unter Einhaltung der Hygienevorschriften in der ganzen Stadt trotz der Ausnahmesituation sichtbar werden. Und gerade während der Pandemie war und ist dieser Tag deshalb wirklich bedeutsam für die Szene: Sowohl für Teams und Veranstalter:innen, die ihrer Profession und Leidenschaft wieder nachgehen konnten als auch für das Publikum, die seit langer Zeit die einzigartigen Orte der Clubkultur erleben durften.

Lewamm ‘Lu’ Ghebremariam, Mitglied des Kuratoriums TAG DER CLUBKULTUR:
“Ich bin dankbar und froh, auch dieses Jahr wieder im Kuratorium sitzen zu können. Wie schon im vergangenen Jahr bleiben auch 2021 Kriterien wie Diversität, Diskriminierungssensibilität und Awareness wichtig, um die Einreichungen der Clubs und Kollektive zu beurteilen, ebenso der Aspekt Solidarität. Denn wenn wir in der Vergangenheit etwas gelernt haben, dann ist es, dass Clubkultur diese Zeiten nur gemeinsam, mit viel Kreativität und Widerstandsfähigkeit durchstehen kann.”

Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:
“Wir setzen alles daran, nach dem Sommer der Clubkultur in die Innenräume der Clubs gehen zu können und nicht wieder in den Lockdown. Da stehen wir allerdings weiterhin vor vielen Herausforderungen. Die Wiederaufnahme des Clubbetriebs braucht viel Planung und bedeutet vor allem auch Risiko seitens der Betreiber:innen und Veranstalter:innen. Gerade deswegen brauchen wir jetzt Modellprojekte, um uns auf den Normalbetrieb vorbereiten zu können.”

KURATORIUM TAG DER CLUBKULTUR 2021

DJ Gigola

Paulina Schulz, besser bekannt als DJ Gigola, ist eine in Berlin aufgewachsene DJ und Produzentin für elektronische Musik. Seit 2016 ist sie Mitglied im Künstler:innenkollektiv Live From Earth. Schon in ihrer Kindheit und Jugend hat sie die Musik und Ästhetik der Loveparade und die Berliner Clubkultur maßgeblich geprägt. Diese Leidenschaft machte sie letztendlich zum Beruf. Mit ihrem gewagten und dennoch authentischen Stil ist sie eine der aufstrebenden Künstler:innen der neuen Generation Berliner DJs. (Foto: Emil Levy)

Lewamm “Lu” Ghebremariam

Lewamm “Lu” Ghebremariam ist Aktivistin, Mitglied im erweiterten Vorstand der Clubcommission und hauptberufliche Kampagnenstrategin bei der Plattform Change.org. Ihre zahlreichen Tätigkeiten vereint der Gedanke, “marginalisierten” Stimmen mehr Raum geben zu wollen. Deshalb engagiert sie sich für eine diskriminierungsarme, diverse und nachhaltige Clubkultur und veranstaltet seit 2017 die queer-feministische Partyreihe BRENN.

Pansy

Pansy ist die Bühnen- und Internet-Persona von Parker Tilghman. Die gebürtige Amerikanerin und Künstlerin entwickelte seine Arbeit zunehmend in Nachtclubs, auf Festivals und in öffentlichen Kulturinstitutionen. Für sie sind Drag eine Ausdrucksform, die soziale Gerechtigkeit und Stimmen anderer weiblicher, trans und nicht-binärer Künstler:innen fördert. In seiner Arbeit mischt sie Comedy und Camp um Themen wie HIV, Rassismus, psychische Gesundheit und sexuelle Gewalt zu diskutieren. (Foto: Hilde Muffel)

Volkan Ağar

Volkan Ağar ist Redakteur bei der taz im Ressort Gesellschaft und Medien, wo auch seine Kolumne „Postprolet“ erscheint, in der er sich mit Klassenfragen und sozialer Ungleichheit beschäftigt. Neben seiner persönlichen Begeisterung für Hip Hop setzt er sich vor allem mit dem Spannungsverhältnis zwischen kulturellen Freiräumen und wirtschaftlicher Verwertung in der Berliner Clubkultur auseinander. (Foto: Livia Kappler)

Whitney Wei

Whitney Wei ist Journalistin, Künstlerin und Chefredakteurin von Electronic Beats. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen Clubkultur und die Subkulturen elektronischer Tanzmusik rund um die Welt. Sowohl ihre Karriere als auch ihr Privatleben sind maßgeblich von Clubkultur bestimmt – egal ob auf verschwitzten Warehouse Partys in Brooklyn oder in der Berliner Clubkultur, der sie sich seit ihrem Umzug tief verbunden fühlt. (Foto: Kasia Zacharko)