PCR-Tests statt Tanzverbot

Am 3. Dezember wurde erneut die Corona-Verordnung vom Berliner Senat angepasst. Das aktuelle Infektionsgeschehen erfordert ein konsequentes und koordiniertes Eingreifen seitens der Politik, welches sich jedoch bei der erneuten Einführung des Tanzverbots nicht beobachten lässt. PCR-Tests hingegen können für die notwendige Sicherheit auf 2G-Clubveranstaltungen auch in der aktuellen Situation sorgen. Hierfür hat die Clubcommission gemeinsam mit Wissenschaftler:innen der Charité und Laborbetreiber:innen bereits im August eine Lösung erarbeitet.

Dass das Tanzen in Berlin mit Inkrafttreten der neuen SARS-CoV-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung am 8. Dezember erneut verboten wird, während es sonst kaum Einschränkungen im Kultur- und Freizeitbereich gibt, lässt an Zeiten erinnern, die wir längst hinter uns gelassen haben sollten. Schon 2020 wurde ein Tanzverbot sowohl in Innenräumen als auch unter freiem Himmel erlassen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Nachdem Risikogruppen geimpft und Schnelltests für alle Bürger:innen verfügbar gemacht wurden, wurde zunächst im Juni das Tanzverbot unter freiem Himmel aufgehoben. Ende August, als die gesamte Bevölkerung ein Impfangebot erhalten hatte, entschied der Senat auch die Clubinnenräume zum Tanzen freizugeben.

Die Clubcommission kritisiert die Wiedereinführung des Tanzverbots. Es muss einem geimpften bzw. genesenen und zusätzlich negativ getesteten Publikum ermöglicht werden, nach knapp zwei Jahren der Kontaktbeschränkungen, die clubkulturellen Freiräume der Hauptstadt zu besuchen und dort auch zu tanzen. Ebenso brauchen verantwortungsbewusste Betreiber:innen und Veranstalter:innen nach anderthalbjähriger Schließung Planungssicherheit, um ihren Betrieb wirtschaftlich zu stabilisieren und ihrer Verantwortung gegenüber Personal, Künstler:innen und Dienstleister:innen gerecht zu werden. Damit gesellschaftliches Leben auch während der Pandemie ermöglicht werden kann, braucht es keinen Aktionismus sondern klare Strategien.

PCR-Tests bieten diese Sicherheit. Schon das Pilotprojekt der Clubcommission “Clubculture Reboot” im August 2021 gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und Mitarbeitenden der Charité bewies, dass PCR-Tests erfolgreich bei Clubnächten eingesetzt werden können. Das PCR-Poolingverfahren, das in anderen Bundesländern schon seit vielen Wochen flächendeckend in Schulen Anwendung findet, wird in Berlin weder in Schulen noch Clubs umgesetzt. Dieses Thema muss vom Senat dringend angegangen werden. Ob bei weitestgehend ungeimpften Schulkindern oder geimpften Clubbesucher:innen, das regelmäßige Testen mit dem deutlich zuverlässigeren PCR-Testverfahren verringert das Ansteckungsrisiko in Innenräumen um ein Vielfaches und kann dazu beitragen, das Infektionsgeschehen nachhaltig zu reduzieren.

Derzeit entwickelt die Clubcommission gemeinsam mit PCR-Laboren einen Kultur-PCR-Test, mit dem der sichere Zugang zu Kulturveranstaltungen gewährleistet werden kann. Personen, die das Angebot wahrnehmen möchten, können sich bis Freitagnachmittag testen lassen und erhalten bis zum Abend ihr Ergebnis als QR-Code über die Anwendung BärCode. Mit diesem QR-Code können sie am Wochenende Clubs und andere Kulturveranstaltungen besuchen, ohne Angst davor haben zu müssen, unwissend infektiös zu sein. 30.000 Menschen können so auch bei hohen Inzidenzen Kultur erleben und Clubs besuchen. Die Testkapazität kann abhängig von der Nachfrage auf bis zu 70.000 Tests pro Tag gesteigert sowie um andere Wochentage erweitert werden.

Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:
“Man benötigt nicht viel Fantasie um sich auszumalen, dass ein Tanzverbot nicht in Privaträumen durchsetzbar ist. Genauso wenig funktioniert das mit der 2G-Regelung oder der Testpflicht. Bevor sich die Politik erneut für die falschen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung entscheidet, sollte sie alle verfügbaren Alternativen genauer prüfen. Gerade PCR-Tests haben bisher nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient haben. Dabei könnten sie uns die notwendige Sicherheit bieten, um diesen Winter wieder unbeschwert in einem Club tanzen zu gehen.”

Pamela Schobeß, 1. Vorsitzende der Clubcommission:
“In der aktuellen Lage können wir Einschränkungen verstehen und wissen es zu schätzen, dass Clubs – wie andere Kulturorte auch – weiterhin die Möglichkeit haben, z.B. ein bestuhltes Konzertprogramm oder auch Lesungen anzubieten. Das allein ist aber nicht Clubkultur und ein konsequentes politisches Handeln sieht anders aus. Von den Einschränkungen sind Clubs erneut besonders stark betroffen, während andere Bereiche unberührt bleiben. Hier brauchen wir eine langfristige Lösung, um nicht mit jeder weiteren Welle unser kulturelles Leben zum Stillstand zu bringen. Sicherheit bieten hier PCR-Tests.”

Foto: Jascha Müller-Guthof