Verschwundene Orte der Berliner Clubkultur

In Kooperation mit der Berliner Clubcommission und dank finanzieller Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa zeigt die berlinHistory App Berlins facettenreiche Geschichte mit Hilfe einer mobilen Anwendung im Stadtraum. Eine Auswahl geschlossener Berliner Clubs und Spielstätten der letzten sechs Jahrzehnte macht deutlich, welche Orte die Berliner Kultur verloren hat.

Geschlossene Clubs sind Symbole einer kontinuierlich verändernden Stadt, in der kleinteilige Kultur und selbstorganisierte Strukturen keine Lobby hatten. Diese historischen Orte dokumentieren die Veränderung unserer Kieze, aber auch große politische Entwicklungen wie die Teilung von Ost- und West-Berlin, die auf beiden Seiten der Mauer sehr unterschiedliche Facetten von Clubkultur hervorgebracht hat. Sie stehen für den sich wandelnden Zeitgeist und symbolisieren gesellschaftliche Veränderungsprozesse wie beispielsweise die Homosexuellenbewegung der 70er Jahre, der wir noch heute wichtige Orte der Berliner Clubkultur zu verdanken haben.

In der jüngeren Geschichte sind geschlossene Clubs jedoch vor allem eins: Mahnmale. Sie repräsentieren den Gestaltungswillen der Berliner Untergrundszene, die Orte wie WMF, Bar25, Ufo oder Planet in einer Form der kreativen Stadtaneignung hervorgebracht hat. Sie erinnern uns aber auch daran, dass die verschiedenen Interessen, der sich verdichtenden Berliner Stadtgesellschaft, nicht selten auf Kosten alternativer, nicht-kommerzialisierter Orte durchgesetzt werden. Für die Berliner Clubkultur ist die Schließung jedes einzelnen Ortes ein unwiederbringbarer Verlust.

Seit den 2000ern macht sich in Berlin ein Phänomen bemerkbar, das häufig als Clubsterben bezeichnet wird. Heranrückende Wohnbebauung und Gentrifizierungsprozesse sind zur Gefahr für die Berliner Clubkultur geworden. Trotz hoher Nachfrage beim Publikum und funktionierendem Geschäftsmodell sehen sich Betreiber:innen damit konfrontiert, ihre jahrelang etablierten Orte aufgeben zu müssen. Die Suche nach einem alternativen Standort gestaltet sich meist schwierig und hat einige Betreiber:innen zur Aufgabe des Clubbetriebs gezwungen. Im besonderen Maße betroffen, sind Clubs in Innenstadtlage, was zunehmend zur Verdrängung der Clubszene an den Stadtrand führt. Ein wichtiges Ziel des Projekts war es daher, diese Verdrängungsprozesse nachvollziehbar zu machen.

Die Karte zur Geschichte der Berliner Clubs ist ab sofort in der berlinHistory App verfügbar und stellt eine Auswahl von mehr als 80 Orten aus über 60 Jahren Berliner Clubgeschichte dar. Mit Bildern, Videos und Zitaten, Einblicken in die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte sowie die Bedeutung für die Berliner Subkultur und Musikszene soll das Projekt an die geschlossenen Clubs erinnern. Weitestgehend konnten auch die Hintergründe für die Schließung der Clubstandorte und die heutige Nutzung der Flächen nachvollzogen werden. Zusätzlich können Nutzer:innen Informationen zu bisher nicht aufgeführten Berliner Clubs einreichen.

Die berlinHistory App kann im App Store sowie Play Store heruntergeladen werden.

Der Eimer im Sommer 2003, Foto: bekaem.
Tresor im September 2003,
Foto: MichaelBrossmann


Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission:
„Als Clubs Ende der 90er Jahre zunehmend in Konflikte mit Behörden, Politik sowie der unmittelbaren Nachbar:innenschaft gerieten, gründete sich die Clubcommission. Auch wenn wir gemeinsam enorm viel erreichen konnten, bleibt die langfristige Existenz vieler Standorte nach wie vor ungewiss. Wenn Berlin seinen Status als international anerkannte Clubmetropole aufrechterhalten möchte, müssen in Zukunft verbesserte Rahmenbedingungen vor allem in der Stadtentwicklung, dem Baurecht und Immissionsschutz geschaffen werden.“